Durch "Corona" Menschen mit einem Handicap besser verstehen!

Wie fühtl es sich an, in seiner Freiheit beschnitten zu sein...?

Vielen Menschen sind aufgrund ihres Handicaps in ihrer Bewegungsfreiheit / Mobilität eingeschränkt - doch was bedeutet das genau? Wie sieht ein Alltag mit einer eingeschränkten Mobilität aus? Viele Menschen können sich das nur schwer vorstellen. Wenn es keinen Kontakt zu Menschen mit einem Handicap gibt, ist das auch verständlicherweise schwierig.

 

Jetzt, wo jeder zu Hause bleiben soll, sieht das schon ein wenig anders aus. Nun kann jeder an seinem eigenen Leibe und seiner eigenen Seele spüren, wie es sich anfühlt, eingeschränkt bzw. limitiert zu sein. Dieser Zustand besteht nun gerade einmal wenige Wochen und für den einen oder anderen geht das schon an die Grenze der (mentalen) Belastbarkeit. Existenzängste bzgl. des Jobs machen sich breit. Die Sehnsucht nach sozialer Nähe(!) und Aktivitäten in sozialer Gemeinschaft werden grösser. Cafés, Kneipen und Restaurants haben geschlossen. Sie sind nun in unerreichbarer Ferne gerückt.

 

All das ist Alltag im Leben von Menschen mit einem Handicap.

 

Wer schon einmal krankheitsbedingt zu Hause bleiben musste, kennt das Gefühl. Doch ist diese Phase absehbar. Sie endet irgendwann wieder und man weiss, danach wird alles wieder so wie vorher. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, können es viele erkrankte Menschen kaum abwarten wieder in ihren gewohnten Alltag zurückzukehren.

 

Was ist aber wenn die "Krankheit" keine Phase ist, sondern ein Dauerzustand?

 

Für Menschen mit einem Handicap ist die erste Zeit (zum Beispiel nach einem schweren Unfall) noch geprägt von dem natürlichen Gedanken, es sei doch nur eine Phase.  Bald ist wieder alles so wie vorher...

Doch dann kommt irgendwann die Einsicht, dass nichts oder nur sehr wenig wieder so wird wie früher. Dann kommen diese Menschen in eine Phase, die für den Rest ihres Lebens andauern wird. Die Begrenztheit wird ein Teil ihres Lebens. Die Frage ist nur, wird es ein "natürlicher" Teil ihres Lebens oder wird es immer ein "Fremdkörper", eine "Bestrafung", eine "Last" sein?

 

Unsere Gesellschaft und ihr Handeln spielt bei diesem Verarbeitungsprozess eine wichtige Rolle. In einer Gesellschaft, die für sich erkennt und akzeptiert, dass sie (ebenfalls) "begrenzt" ist, hat ein Mensch mit einem Handicap bessere Chancen, hat es leichter einen Weg zurück in eine "neue" Normalität zu finden die sich garnicht so sehr von der, der restlichen Gesellschaft unterscheidet. Allein das Verständnis für ein "begrenztes", "limitiertes" Leben schafft Nähe und baut Brücken.

 

Corona kann diese Nähe, kann diese Brücken bauen!

 

Frank Clasemann

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Kommentare: 1
  • #1

    Corinne Bason (Montag, 15 Juni 2020 11:54)

    Hallo Frank, habe dein Kärtchen von der Physiotherapie mitgenommen. Bin auch bei Martino in Behandlung. Bin glücklich dort. Habe dein Buch noch nicht bestellt: Schmerzbedingt habe ich keine Konzentration für das Lesen. Grüsse dich aber ganz herzlich. Nehme deine Geschichte global zur Kenntnis.

    have a good day,
    Corinne